[Symbolbild von Sebastián García auf Pixabay]

Simone (Team Social Media) von der IG24 wollte herausfinden, wie die Zusammenarbeit zwischen Diplomkrankenpfleger:innen mit Personenbetreuer:innen in der Praxis aussieht und welche systemischen Hürden aus Sicht des österreichischen Pflegepersonals existieren. Tamara (Name geändert) arbeitet seit vielen Jahren als mobile Gesundheits- und Krankenpflegerin und hat sich für ein Gespräch zu dieser Thematik bereit erklärt.

Interview

Was sind aus deiner Sicht Lücken im System?

Es gibt sicher vieles, was nicht optimal läuft. Es ist zum Beispiel schwierig für die Betreuer:innen, sich im Versicherungsdschungel auszukennen. Bei manchen Agenturen wird ihnen dabei keine Hilfestellung geboten. Wir, die Krankenpfleger:innen, haben damals versucht, bei Anmeldung etc. behilflich zu sein, für mich war das Ganze schon sehr herausfordernd. Eine weitere Herausforderung war es zum Beispiel , als das damals mit der neuen E-Card war. Als sie ausgetauscht wurde, waren die Betreuer:innen auf sich allein gestellt. Sie mussten sich selbst organisieren, für manche war dies, vor allem in den ländlichen Gegenden, sehr schwierig. Da wäre ein besser organisiertes System wichtig.

Welchen Herausforderungen bist du begegnet?

Sprachliche Hürden waren in einigen Fällen eine Herausforderung. Der 500 Stunden Kurs für Personenbetreuung ist oft aus fachlicher Sicht für einige Betreuer:innen nicht ausreichend. Hier wäre es toll, wenn es flächendeckend bessere Angebote geben würde. Die Betreuer:innen waren oft überfordert, aufgrund der strukturellen Arbeitsbedingungen, mit denen sie konfrontiert sind. – Was auch oft ein Problem darstellt, ist die Ablehung der zu betreuenden Personen, was oft auf persönliche Sympathie zurückzuführen ist, oder halt auf Demenz. Vor allem bei Demenz ist das sehr willkürlich, da wird oft etwas aufgrund persönlicher Triggerpunkte ausgelöst, zum Beispiel, wenn durch eine Person Erinnerungen hervorgerufen werden. – Da kann halt dann niemand was dafür.

Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den Agenturen?

Mit der Agentur, mit der wir zusammenarbeiten gestaltet sich die Zusammenarbeit gut. Es ist auch immer eine Ansprechpartner:in da. Was ich so von den Personenbetreuer:innen gehört habe, sind sie großteils mit der Agentur zufrieden, mit der wir zusammenarbeiten. Ich habe auch von Fällen gehört, wo es nicht passt, da habe ich aber wenig Einblick. Es gibt auch einige schwarze Schafe in der Branche. Was ich weiß, müssen die Betreuer:innen eine Vollmacht unterschreiben, und die Betreuer:innen bekommen auch pflegerische und ärztliche Delegationen, das unterstützt die Hauskrankenpflege.

[ANMERKUNG: IG24 kritisiert Vollmachten jeglicher Art. Die Delegationen sind wiederum aus unserer Sicht für die Arbeit der Betreuer:innen sehr wichtig.]

Wie könnte man aus deiner Sicht Personenbetreuer:innen am besten unterstützen?

Wir unterstützen sie insofern, dass wir sie einschulen und mindestens einmal im Monat eine Qualitätskontrolle durchführen. Sie haben auch die Dienstnummern von uns, damit sie uns kontaktieren können, wir sind Ansprechpartner:in vor Ort. Sie bekommen auch die österreichischen Notfallnummern, wo wir ihnen das erklären. Und wir geben ihnen eine Liste mit Telefonnummern für Ansprechpartner:innen. Für den Arbeitsalltag ist es wichtig, dass die Betreuer:innen ein eigenes Zimmer und eine Duschmöglichkeit haben, einen Rückzugsort. Zudem ist Zeit ein wichtiger Faktor in der Zusammenarbeit mit den Betreuer:innen. Zeit, um mit ihnen zu sprechen, ihre Anliegen, Bedürfnisse und Wünsche ernstzunehmen. Ihnen zuzuhören und gemeinsam eine Lösung zu findnen.

Fallen dir Beispiele ein, wo eine Situation gut gelöst wurde?

Betreuer:innen steht eine Pause zu. In der Praxis ist dies oft nicht so leicht durchführbar, vor allem wenn der:die Betreuer:in alleine mit einer:m Klient:in ist und keine Angehörigen vor Ort sind, und die Person nicht alleine gelassen werden kann. Wir haben damals bei einem speziellen Fall eine Lösung gefunden, dass jemand aus unserer Organisation für einige Stunden dort war, damit die Betreuerin mal weggehen kann.