Wenn von Personenbetreuung gesprochen wird, wird dies oft mit der häuslichen Betreuung von Senior:innen assoziiert. Doch Presonenbetreuung umfasst auch Menschen mit physischen und psychischen Einschränkungen jedes Alters.
Die rumänische Personenbetreuerin Kristina P. (Name geändert) betreut derzeit einen Siebenjährigen in einem Krisenzentrum für Kinder und Jugendliche der Stadt Wien. Die IG24 erhielt einen Einblick in den Arbeitsalltag der Personenbetreuerin.
IG24: Wie lange arbeitest du schon in der Personenbetreuung?
Kristina: Schon seit neun Jahren, zwei Jahre davon arbeite ich bereits mit Kindern. Ich habe dazwischen zwei Jahre Pause gemacht und in Rumänien gearbeitet. Die Arbeitsbedingungen dort sind aber leider sehr schlecht. Deshalb bin ich zurück in die Personenbetreuung gekommen. Jetzt arbeite ich im monatlichen bzw. dreiwöchigen Turnus.
IG24: Wie kommst du zu den Aufträgen?
Kristina: Früher habe ich mit alten Menschen gearbeitet. Ich hatte immer Glück, man muss auch sagen, dass ich damals ohne Agentur gearbeitet habe und mir meine Verträge selbst ausgehandelt habe. Seit zwei Jahren arbeite ich mit der Agentur X zusammen. Ich habe sogar eine eigene Dienstwohnung in Wien.
IG24: In welchen Kontexten arbeitest du derzeit?
Kristina: Ich bin meistens in den Krisenzentren der Stadt Wien oder in psychiatrischen Krankenhäusern eingeteilt. Meistens sind meine Klient:innen körperlich beeinträchtigt und haben aufgrund dessen einen Mehrbedarf, welcher von dem Fachpersonal aufgrund mangelnder Ressourcen nicht abgedeckt werden kann.
IG24: Wie schaut dein Arbeitsalltag aus?
Kristina: Derzeit startet mein Tag um 8 Uhr morgens und endet um 8 Uhr Abends. Die Dienstzeiten sind je nach Auftraggeber:in neu auszuhandeln. Derzeit habe ich sogar einen freien Tag in der Woche, was in der Personenbetreuung eher die Ausnahme ist. Als ich noch in der häuslichen Betreuung tätig war, hatte ich oft nur stundenweise Pause und nur dann Freizeit, wenn die Familie da war. In der Personenbetreuung mit Kindern läuft vieles bedarfsorientiert – ich besuche meine Klient:innen jeden Tag, übernehme zum Beispiel körperliche Pflege, gehe Einkaufen, koche für sie, spiele und unterhalte mich mit ihnen.
IG24: Was war der Grund, dass du dich entschlossen hast, mit Kindern anstatt mit alten Menschen zusammenzuarbeiten?
Kristina: Die Arbeit mit alten Menschen hat mich vor allem wegen dem Thema Sterben psychisch über die Zeit sehr belastet. Außerdem gehe ich gerne raus, bin aktiv – da passen die Kinder sehr gut, weil sie gerne spielen und lachen.
IG24: Wurdest du in Hinblick auf die Arbeit mit Kindern auch geschult?
Kristina: Nein, leider gar nicht! Ich würde mir eine Schulung wünschen, vor allem da ich ja keine ausgebildete Pädagogin bin. Es ist alles neu. Außerdem fände ich es wichtig, dass uns Betreuer:innen ein Deutschkurs angeboten wird – wenn auch nur für eine Stunde die Woche. Heutzutage würde das auch Online gehen. Viele Betreuer:innen sind oft alleine mit einer Person, irgendwo am Berg und haben nicht die Möglichkeit, Deutsch zu sprechen. Auch die Klienten würden sehr davon profitieren.
IG24: Wo siehst du sonst noch Herausforderungen und Verbesserungsbedarf?
Kristina: Wir Personenbetreuer:innen haben keinen Anspruch auf Urlaub und die Tage, an denen wir krank sind, werden nicht bezahlt. Auch die geringe Pension macht Österreich zu einem unattraktiven Arbeitsort. Ich zahle 500 Euro pro Quartal in die Sozialversicherung und habe einen Pensionsanspruch von 10 Euro pro Jahr. Bei neun Arbeitsjahren sind das am Schluss nur 90 Euro Pension pro Monat – und auch nur dann, wenn ich durchgehend einzahle. Viele Kolleg:innen wandern in andere EU-Länder ab, weil die Konditionen dort besser sind.