Liebe Kolleg:innen, Freund:innen,
solidarische Menschen!

es ist einige Zeit verstrichen seit unserem letzten Newsletter. Aber nicht, weil wir untätig waren, sondern ganz im Gegenteil, es ist viel passiert!

Neuer Name – gleiche Mission

IG24 heißt jetzt: IG24 – Initiative für Gerechtigkeit in der Personenbetreuung in Österreich.

Mit dem neuen Namen machen wir sichtbar, worum es uns geht: um Gerechtigkeit. Für fast 57.000 Betreuungskräfte, die in Österreich unter prekären Bedingungen arbeiten – oft unsichtbar, aber systemrelevant. Und auch für die zu Betreuenden und ihre Angehörigen, die gute Versorgung brauchen.

Unsere Arbeit bleibt laut, solidarisch, hartnäckig.

Wir wollen einige ausgewählte Ereignisse der letzten Monate mit euch teilen, alle aktuellen Meldungen findet ihr auf unserer Website.

1. Beratung

Die Beratung von Kolleg:innen zählt zu den Kernaktivitäten der IG24. Ziel der Beratungstätigkeit ist es, bei Herausforderungen im Arbeitsalltag zu unterstützen, aber auch gegen Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen (juristisch) vorzugehen. Außerdem entwickeln wir umfassende Informationsmaterialien. Ein mehrsprachiges Team, bestehend aus Betreuer:innen und Unterstützer:innen, berät die Kolleg:innen digital, persönlich und telefonisch – unterstützt durch eine digitale Beratungsplattform.

Immer öfter werden wir auch von Angehörigen kontaktiert und haben dazu auch eine Broschüre erstellt.

Hast du Interesse, dich in unserem Beratungsteam einzubringen? Wir freuen uns über Verstärkung! Melde dich per mail:

2. Der gute Rat hat entschieden und damit einen wichtigen Beitrag zum Weiterbestehen der IG24 geleistet

Im Juni 2024 hat der ‚Gute Rat‚ über die Rückverteilung des Erbes von Marlene Engelhorn entschieden. 25 Millionen Euro gingen an 77 Projekte und Organisationen. Die IG24 war eine davon. Damit können wir die nächsten Jahre unsere Arbeit unter erleichterten Bedingungen fortsetzen. Es können seither Beratungsstunden finanziert werden, die Vereinsverwaltung wurde auf professionelle Füße gestellt und unser Büroraum kann damit finanziert werden. Wir sind erleichtert und dankbar für diese Zuwendung!

3. Gewalt, Ausbeutung, Isolation – unsere Realität sichtbar gemacht: unsere Studie „Das Unsichtbare sichtbar machen“ im November 2024

Die von FORBA in Kooperation mit IG24 durchgeführte Studie mit über 1 400 Kolleg:innen zeigt:

  • Fast jede zweite der Befragten hat Gewalt am Arbeitsplatz erlebt – viele davon sexuelle Belästigung.
  • 91 % von uns können das Honorar nicht selbst verhandeln.
  • Nur 19 % bekommen einen freien Tag pro Turnus.
  • Viele leiden unter Isolation, Überforderung und Schlafmangel.
  • Und: Viele von uns trauen sich nicht, Missstände zu melden – aus Angst, den Job zu verlieren.

Diese Ergebnisse machen deutlich: Wir arbeiten in einem System, das uns nicht schützt, weder vor Gewalt noch vor Ausbeutung.

4. Runder Tisch in der rumänischen Botschaft

Die Ergebnisse der Studie haben viel Aufmerksamkeit erregt. Im März 2025 hat die rumänische Botschaft in Wien gemeinsam mit IG24 zu einem Runden Tisch geladen, Innenministerium, Gewaltschutzzentren und Wirtschaftskammer sind gekommen.

Wir haben dort die Studienergebnisse zur Gewalt in der Betreuung vorgestellt – und deutlich gemacht, wie dringend Schutzmaßnahmen gebraucht werden.

Ein Erfolg des Runden Tisches ist, dass nun die IG24 als Stakeholderin zur Erarbeitung eines Maßnahmenkatalogs vom Sozialministerium eingebunden wurde.

5. Neue Videos zu Gewalt und sexueller Belästigung

Im Projekt Migracare haben wir neue Info-Videos erstellt – von Betreuer:innen für Betreuer:innen. Sie sind mit Untertiteln auf Slowakisch und Rumänisch auf unserer Webseite abrufbar.

In den Videos geht es um Fragen wie:

  • Was ist Gewalt und was kann ich tun?
  • Wo bekomme ich Hilfe – auch in meiner Sprache?
  • Wie kann ich mich schützen, ohne den Job zu riskieren?

6. Anstellung statt Ausbeutung – Care4Care

Im Januar 2025 haben wir bei der Care4Care-Konferenz gezeigt: Es geht auch anders.

Gemeinsam mit Partner:innen aus Rumänien und der Slowakei haben wir diskutiert, wie ein faires und realistisches Anstellungsmodell für Personenbetreuer:innen aussehen kann.

Ergebnisse unserer in Kooperation mit LEFÖ gemachten Studie:

  • Anstellung ist möglich – und wird bereits vereinzelt praktiziert.
  • Das Anstellungsmodell bietet viele Vorteile: Kollektivvertrag, Urlaubsanspruch, Lohnfortzahlung im Krankenstand, Kündigungsschutz.
  • Das Hausbetreuungsgesetz erlaubt samt Bereitschaftszeiten bis zu 294 Arbeitsstunden in 14 Tagen. Dabei gelten die Bereitschaftszeiten nicht als Arbeitszeit – das ist menschenunwürdig und muss anders geregelt werden!
  • Gute Anstellung braucht verlässliche Trägerorganisationen, keine profitorientierten Agenturen.

Forderungen in unserem Policy Paper:

  • Recht auf faire Arbeitszeit & Löhne, soziale Absicherung und rechtlichen Schutz
  • Flexible Turnusmodelle, auch Live-out-Optionen (Wohnen außerhalb des Haushaltes der zu betreuenden Person)
  • Staatliche Finanzierung & Kontrolle statt Wildwuchs bei Vermittlungsagenturen
  • Internationale Zusammenarbeit, damit faire Bedingungen schon bei der Ausreise beginnen

Unsere Botschaft ist klar: Es gibt funktionierende Alternativen – es braucht aber den politischen Willen.

7. Betreuer:innen-Cafés machen Theater – Raum zum Erzählen, Lernen, Gemeinsam-Sein

Am 15. Juli haben wir gemeinsam mit InterAct zu einem besonderen Betreuer:innen-Café eingeladen: Im Forumtheater „Geteiltes Leben“ standen unsere Geschichten im Mittelpunkt.

Schauspieler:innen haben unsere Erfahrungen auf die Bühne gebracht: Situationen aus dem Alltag der 24h-Betreuung – belastend, berührend, oft ungerecht.

Mit Musik, mit Humor, mit Offenheit – und mit der Möglichkeit, einzuschreiten:

„Was würdest du tun?“ – war die zentrale Frage, die das Publikum eingeladen hat, mitzudenken, mitzufühlen, mitzugestalten und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Wir entwickeln gemeinsam Szenen aus eurem Alltag – und bringen sie im November auf die Bühne.

Denn unsere Erfahrungen gehören aus dem Dunkel des privaten Haushalts endlich ans Licht der Öffentlichkeit gebracht!

Gemeinsam sind wir stärker

Du arbeitest in der 24h-Betreuung und willst raus aus der Isolation?

Komm zu uns!

Bei IG24 organisieren sich Betreuer:innen aus ganz Österreich – für bessere Arbeitsbedingungen, für Respekt, für ihre Rechte.

Ob du Fragen hast, Unterstützung brauchst oder dich aktiv einbringen möchtest:

Melde dich bei uns!

Wir hören zu, wir helfen weiter – und wir kämpfen gemeinsam!

Website: www.ig24.at

Initiative für Gerechtigkeit in der Personenbetreuung in Österreich